Reisebericht Sommer 2024: Besuch unseres Projektes Happy Kids School in Ruanda vom 29.7.-9.8.24
Am 29.7.24 reisten wir, zwei Vereinsmitglieder – Uta und Thomas – sowie zwei Paten und eine Sponsorin – Ina, Ute und Uli –, erstmalig für einen Besuch unseres Projektes nach Ruanda.
Der Tagesflug über Brüssel nach Kigali verlief problemlos, alle Koffer mit unserem Gepäck und den Geschenken und Spenden an die Kinder kamen mit uns gemeinsam am Abend am Flughafen an. Hier wurden wir von unserer Vereinsvorsitzenden Sonja Suermann und unserem örtlichen Projektmanager Egide Rwabashi freudestrahlend empfangen. Sonja freute sich ganz besonders, nicht nur weil wir eingetroffen waren, sondern weil auch ein Koffer mit Spenden aus Deutschland, der bei ihrer Einreise einige Wochen zuvor nicht ausgeliefert worden war, nun von Sonja bei einer persönlichen Inspektion im Kofferlager des Flughafens gefunden wurde! Es geht eben nichts verloren, nur die Auslieferung dauert manchmal etwas länger. 😉
Die Fahrt vom Flughafen zum Hotel im inzwischen nächtlichen, aber noch angenehm warmen Kigali gab uns schon einen interessanten Eindruck von der Stadt. Das Zentrum ist mit seinen Wolkenkratzern, in denen Banken, Versicherungen, große Firmen und Hotels residieren, nicht von „westlichen“ Städten zu unterscheiden. Und der Verkehr bzw. die Interpretation der Verkehrsregeln gab uns jetzt schon einen Eindruck vom Trubel, der in dieser Stadt herrscht. Vorbei an einem Wahrzeichen von Kigali, dem internationalen Konferenzzentrum mit seiner vielfarbig beleuchteten Kuppel, ging es in den Stadtteil, in dem unser Hotel lag.
Nach einer angenehmen Nacht, die Temperaturen sinken in Kigali – wie im ganzen Land – nachts aufunter 20°C, ging es am nächsten Morgen nach einem kräftigen Frühstück pünktlich los zu unserem ersten Arbeitstag in Ruanda: Wir besuchten den Markt in Kimironko. In einer fußballfeldgroßen Halle sind rechts und links der engen Gänge alle Dinge des täglichen Bedarfs käuflich zu erwerben: Obst, Gemüse, Fisch, Fleisch, aber auch Haushaltsbedarf, Baumaterialien und eben auch Kleidung. Viele Patinnen und Paten hatten Spendengelder überwiesen mit der Bitte, dafür notwendige Kleidung für die Patenkinder zu kaufen. Mit einer laaaangen Liste der Kinder wurden an verschiedenen Ständen nun T-Shirts, Hosen, Schuhe usw. ausgesucht, die Passform und Größe abgeschätzt und der Preis verhandelt. Und der „Einkaufsbummel“ von hellhäutigen Menschen war auch für einheimische Betreiber der Geschäfte und die Besucher ein seltenes Erlebnis, was dazu führte, dass unsere Gruppe immer von vielen neugierigen Ruandern umringt war.
Bei den Kleidungsstückenhandelt es sich um Ware, die offensichtlich vorwiegend aus Europa als Gebrauchtware importiert, gereinigt und aufbereitet wird. Es ist sicherlich diskussionswürdig, ob dieser Handel sinnvoll und nachhaltig ist: Vor Ort produzierte Kleidung liefert mehr Arbeitsplätze, ist allerdings teurer und kann mit der importierten Ware bei den örtlichen Einkommensverhältnissen kaum konkurrieren. Auf der anderen Seite kann man sicherlich feststellen, dass die „von uns“ getragene Kleidung nicht weggeworfen, sondern noch (lange!) in Ruanda getragen wird und der Handel vor Ort trotzdem noch ein Einkommen erzielt. Schuhe sind übrigens meistens Neuware, die vermutlich aus China importiert wird. Die Sportschuhe und Sneaker sind von der Ware in unseren Geschäften kaum zu unterscheiden. Es ist – wie so vieles in diesem Land – eine zweischneidige Sache…
Aber nicht nur Kleidung für die Kinder wurde gekauft, sondern es wurde bei einem Händler auch eine große Anzahl von Töpfen, Werkzeug und Lebensmitteln bestellt, die in den kommenden Tagen an besonders bedürftige Familien verteilt werden sollten.
Vor dem wuseligen Marktbesuch lag allerdings noch ein ganz besonderer Termin auf unserer Agenda: der Besuch des Kigali Genocide Memorials>. In dieser Gedenkstätte nahe dem Stadtzentrum wird der Völkermord im Jahr 1994 geschichtlich aufbereitet. Auf vielen Tafeln und mit vielen Ausstellungsstücken, Waffen, Kleidung und auch menschlichen Knochen, werden die Auswirkungen des Genozids eindrücklich dargestellt. Auch die Entwicklung dieses Konfliktes, der nicht zuletzt in der Kolonialpolitik Europas im 19. Jahrhundert ihren grausamen Anfang nahm, wird hier anschaulich und nachvollziehbar präsentiert. Nicht zuletzt die Darstellung der menschlichen Schicksale besonders von Kindern im Jahr 1994 und in den Jahren danach, ihrem Leben als Verletzte und als (Voll-)Waisen hat einen tiefen emotionalen Eindruck hinterlassen. Unglaublich ist auf der anderen Seite, dass nun, 30 Jahre nach dieser unsäglichen Katastrophe, die Täter und Opfer in Ruanda wieder offensichtlich friedlich nebeneinander arbeiten, wohnen und leben. Hier hat die Politik des Landes ein herausragendes Ergebnis erreicht. Der Besuch dieser oder anderer über das Land verteilter Gedenkstätten ist trotz der emotionalen Belastung sehr empfehlenswert.
Nach diesem sehr bewegenden und aktiven Tag in Kigali war der gemeinsame Besuch eines allen unseren „westlichen Ansprüchen“ genügenden Restaurants ein schöner Abschluss, um die Erlebnisse des Tages Revue passieren zu lassen und endlich auf das gute Frühstück eine gut zubereitete Abendmahlzeit zu genießen. Übrigens: Bier brauen kann der Ruander (und bestimmt auch die Ruanderin) auch sehr gut! 😀
Und Schlag auf Schlag ging es weiter: Ein Arbeitsfrühstück am folgenden Tag mit Listenerstellung und Themenabgleich war der Auftakt für den aktuellen Arbeitstag: Die neue 3. Klasse der Happy Kids School musste komplett eingerichtet werden!
Zum Schuljahresbeginn im September 2024 haben wir erstmalig Schülerinnen und Schüler in der 3. Klasse. Damit gibt es nun 6 Schulklassen: 3 Vorschulklassen und die 1., 2. und 3. Grundschulklasse mit insgesamt 150 Kindern! Damit stellte sich für unsere NGO die Aufgabe, den Drittklässlern alle notwendige Ausstattung zur Verfügung zu stellen. Dazu gehörten an erster Stelle natürlich die Schulmöbel für den Klassenraum, die mit Hilfe zweier großzügiger Spenden angeschafft werden konnten. Bei einer metallverarbeitenden Werkstatt und einer Schreinerei vor Ort war schon frühzeitig der Auftrag für den Bau von 25 Stühlen, Pulten und Tischen für Kinder und Lehrerinnen und Lehrer gegeben worden. Die Möbel wurden in Handarbeit gefertigt und nun auf einen Transporter verladen, um zu unserer Schule nach Rutunga geliefert zu werden. Wir bewunderten, wie die ganze Ladung auf dem Transporter befestigt wurde, und folgten dem Wagen aus der Stadt heraus über gut ausgebaute Straßen, bis wir bei Gasabo auf einen Feldweg in Richtung Rutunga, Kibenga und Nyamvumvu abbogen. Hier ging es um ca. 400 Höhenmeter auf kurvigen Sandwegen mit der schaukelnden Ladung bergauf, bis wir schließlich unsere Schule, die Happy Kids School, erreichten.
Natürlich war bekannt gegeben worden, dass wir an diesem Tag die Möbel liefern wollten, und so liefen uns viele Kinder in Schulkleidung in die Arme, als wir das Gelände erreichten. Sonja und Egide waren den Kindern natürlich bekannt, aber auch wir, die die Kinder noch nie gesehen hatten, wurden von allen Kindern herzlich begrüßt, umarmt und mit „High Five“ willkommen geheißen. Das war ein sehr emotionaler Moment. Wobei uns auffiel, dass alle Kinder einen gut erzogenen Eindruck machten, und offen, aber nicht aufdringlich mit uns im Kreis standen. Auch einige Eltern waren anwesend, und mit ihnen und dem Hausmeister unserer Schule trugen wir die Schulmöbel über einen kleinen Anstieg vom Vorplatz in den neuen Klassenraum. Hier wurden die Stühle, Pulte und Tische für den Unterricht platziert. Und schon zur Mittagszeit sah der leere Klassenraum nach einem richtigen Unterrichtsraum aus.
Hier hatten wir, die kleine Reisegruppe aus Deutschland, erstmalig die Möglichkeit, einzelne Kinder persönlich kennenzulernen, die wir mit unseren regelmäßigen Spendenbeiträgen unterstützen. Es ist wirklich sehr berührend zu sehen, welch guten Eindruck, körperlich und seelisch, die Kinder machen. Mit den Spendenbeträgen wird ihnen und auch ihren Familien das in unseren Augen harte Leben doch ein wenig erleichtert. Und mit der Aussicht auf eine gute, über dem örtlichen Niveau liegende Schulausbildung wird den Kindern der Schritt in ein selbstbestimmtes Leben in der Zukunft mit Sicherheit erleichtert.
Die anwesenden Kinder hatten zwar „Sommerferien“, waren aber anwesend, um für ein großes Event in der kommenden Woche, die Graduation Ceremony, ein Programm einzustudieren. Auch die Lehrerinnen und Lehrer waren anwesend, trotz der Ferien, um mit den Kindern zu üben. Und weil Üben hungrig macht, bekamen alle Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer und auch wir ein leckeres Mittagessen in unserer schönen Mensa, mit Blick auf die grünen Hügel und den Lake Muhazi im Tal. Zubereitet wurde die warme Mahlzeit von der „Küchenbrigarde“ unserer Schule, die alle Schülerinnen und Schüler während der Schulzeit mit einem Frühstück und einem Mittagessen versorgt.
Am Nachmittag erwartete uns ein weiteres Highlight: 45 Ziegen, die mit Spendengeldern auf dem Markt eingekauft worden waren, wurden an ausgewählte Familien aus dem Dorf verlost. Nicht alle Familien, die eine Ziege bekommen sollten, haben auch ein Kind auf unserer Schule. Es wurden bewusst auch solche Familien zusammen mit dem Dorfvorstand ausgewählt, die besonders bedürftig sind. So erreicht unsere NGO eine hohe Akzeptanz im Dorf, weil auch einzelne Familien an unserer Hilfe teilhaben können, die kein Kind auf unserer Schule haben.
Nun wurden die 45 Ziegen auf unseren Vorplatz getrieben. Einige Ziegen waren an eine Leine gebunden, andere liefen frei in der Herde, bis dann die Aufregung stieg. Hier lernten wir, wie man eine Herde (nicht) zusammenhält und flüchtende Tiere einfängt und zur Herde zurückbringt. Man hält das Tier an einem Vorderhuf, dann folgt es willig. Die Ziegen bekamen alle eine Losnummer zugeteilt und die versammelten Familien zogen dann ein entsprechendes Los. So wurden dann alle Ziegen verteilt. Auf diese Weise wird verhindert, dass eine Familie neidisch auf das Tier einer anderen Familie ist. Wenn das Losglück im Spiel ist, gibt es keine solchen Diskussionen – eine geschickte Vorgehensweise, wie wir feststellten.
Nach diesen Erlebnissen war unser Arbeitstag aber noch lange nicht beendet. Nun ging es noch zu unserem (Utas und Thomas’) Patenkind nach Hause, zu Nadia. Dort wurde eine Solaranlage installiert, die der Familie ermöglicht, auch nach Sonnenuntergang um 18 Uhr noch mit Beleuchtung in den Räumen zu arbeiten und zu leben. Dass diese Solaranlagen für die Familien in ihren Häusern eine enorme Hilfe im täglichen Leben sind, zeigt die dankbare und auch stolze Reaktion des Familienoberhauptes der Familie, des Großvaters, nun endlich Licht in den Räumen zu haben. Jeder Lichtschalter wurde auf Funktion getestet und glücklich abgenommen. Nadia wurde währenddessen mit Kleidung ausgestattet und bekam einen Ball geschenkt, worüber sie sich sehr freute. Für uns war es ein sehr emotionales Erlebnis, das „eigene“ Patenkind und dessen Familie in seinem Zuhause besuchen zu dürfen.
Hier konnten wir auch das neue Toilettenhäuschen begutachten, das wir der Familie im vergangenen Jahr gespendet hatten. Die hygienische Situation der 8-köpfigen Familie hat sich damit massiv verbessert. Die Verhinderung von Folgekrankheiten und Infektionen ist ein wichtiges Ziel, das durch Spenden für das häusliche Umfeld von Familien erreicht werden kann.
Danach wurde nach kurzer Fahrt noch eine weitere Solaranlage überprüft und festgestellt, dass auch diese sachgerecht installiert worden war und funktionierte. Nach diesem arbeitsreichen Tag mit vielen Eindrücken und Erlebnissen mit den Kindern, den Familien der Kinder und nicht zuletzt den Ziegen ging es dann wieder ca. eine Stunde über die holprigen Feldwege und die Landstraße zurück nach Kigali. Das abendliche Essen hatten wir uns verdient. Trotzdem legten wir noch eine kleine Office-Stunde ein, um unsere Buchhaltung auf dem Laufenden zu halten.
Der folgende Tag begann nach dem überlebenswichtigen Frühstück und weiterer Büroarbeit wieder mit einer Fahrt in das Zentrum von Kigali. Hier wurden in einer Papeterie, einem Schreibwarengeschäft, die zuvor bestellten Lehrmittel für die Kinder verschiedener Jahrgänge abgeholt. Alle Artikel wurden im Geschäft gezählt und auf Vollständigkeit geprüft. Nach dem Verladen ging die Fahrt zur St. Louis et Zelie School, in der einige Patenkinder, die nicht in Nyamvumvu wohnen, zur Schule gehen. Hier wurden die Zeugnisse kontrolliert und Geschenke von einigen Patinnen und Paten übergeben. Außerdem schrieb jedes Kind einen Brief an die Patinnen und Paten in Deutschland, der nach unserer Rückkehr nach Deutschland übergeben wurde, um diese über die Entwicklung ihres Patenkindes zu informieren. Nachmittags wurden zwei Matratzen und Bettzeug gekauft, die Patinnen und Paten für ihre Patenkinder gespendet hatten. Diese wurden (abenteuerlich) auf und an unsere Autos gebunden und in Richtung Rutunga in die Nähe unserer Schule transportiert. Hier wurden sie zusammen mit Kleiderspenden an die Kinder und ihre Familien übergeben. Der Tag endete wie die vergangenen mit einem gemeinsamen Abendessen und natürlich noch ein bisschen Büroarbeit.
Neuer Tag, frisches Frühstück, neue Büroaufgaben! Danach ging es mal nicht Richtung Norden zur Happy Kids School, sondern Richtung Osten, um unsere Kinder in der Rise to Shine School in Rusheshe zu besuchen. Hier wurde an 15 unserer Kinder ein Teil der am Vortag gekauften Schulmaterialien übergeben: Hefte, Stifte, Zirkel, Dreieck, etc. Auch hier schrieben die Kinder Briefe an ihre Patinnen und Paten und präsentierten ihre Zeugnisse. Danach wurden die am ersten Tag georderten Haushaltspakete mit je einem Kochtopf, 10 kg Reis, 1L Öl, Seife, Hautcreme, einem Spaten und einer Hacke verteilt, die von Spendern in Deutschland finanziert worden waren. Diese Pakete helfen den Familien kurzfristig, die steigenden Lebensmittelpreise auszugleichen und mit den Werkzeugen langfristig den Anbau eigener Früchte zu erleichtern.
Hier in der wunderschönen, hügeligen Landschaft von Rusheshe erlebten wir, wie authentisch die Menschen in dieser Gegend leben und wie sie mit dem Anbau von Feldfrüchten in kleinen, den Hütten angeschlossenen Gärten ihre Ernährung sichern. Aber die Armut ist eben auch hier an vielen Stellen sichtbar: Nicht alle Hütten sind in einem guten Zustand, viele Hütten haben „nur“ einen Lehmboden und kein elektrisches Licht. So ist es bewundernswert, mit welchem Stolz und welcher Würde die Menschen hier leben.
In Rusheshe wurden zwei Fahrräder und weitere Matratzen aus Spenden an Patenkinder unseres Vereins übergeben. Die Fahrräder waren zuvor auf dem Markt gekauft und dort auch zusammengeschraubt worden.
Wir konnten hier auch unser zweites Patenkind Hybesi persönlich kennenlernen und erleben, in welchem Umfeld er mit seiner Mutter lebt. Dabei wurden auch Geschenke an das Patenkind übergeben. Toll war, dass man sich schon ein bisschen auf Englisch mit ihm austauschen konnte.
Im Ort Rusheshe wohnen noch einige andere Patenkinder aus unserem Verein, die ebenfalls besucht wurden. So konnten wir uns auch ein Bild von den Lebensumständen dieser Kinder machen und feststellen, dass sie weiterhin mit Erfolg in die Schule gehen.
Das Abendessen war wieder ein besonders Erlebnis. In einem gepflegten Restaurant mit schöner Außenfläche hatten wir einen Tisch reserviert. Empfangen und vorbildlich bedient wurden wir von Eric, einem ehemaligen Patenkind, das nach der Schule die Ausbildung als Restaurantfachkraft erfolgreich abgeschlossen hat. Er hat inzwischen eine Familie gegründet und ist stolzer Vater einer Tochter. Es ist toll zu sehen, dass sich die „Kinder“ mit einer guten Schul- und Ausbildung ein eigenständiges Leben aufbauen können.
Das Wochenende war tatsächlich als Freizeit geplant! Um auch Ruanda und seine landschaftlichen Schönheiten kennenzulernen, unternahmen wir einen Ausflug an die Ostgrenze zum Akagera Nationalpark. Eine Bootsfahrt auf dem Lake Ihema an der Grenze zu Tansania und eine Autofahrt durch den Nationalpark zeigte uns die „Savannenseite“ von Ruanda, weite Flächen, auf denen viele Tiere zu entdecken waren: Elefanten, Giraffen, Zebras, Antilopen, Affen und diverse Vögel, wie z.B. der Afrikanische Seeadler, der dem amerikanischen Wappentier sehr ähnelt. Der Ausflug bot uns die Möglichkeit, von den Aktionen der vergangenen Tage ein wenig abzuschalten und die Erlebnisse mit den Kindern noch einmal Revue passieren zu lassen und auch emotional zu verarbeiten.
Am Montag, den 5.8.24, fand das schon angekündigte große Ereignis statt: die Graduation Ceremony. Es ist üblich in Ruanda, dass für Schülerinnen und Schüler, die die Schule beendet haben, eine große Veranstaltung stattfindet, bei der sie feierlich entlassen werden. Und das findet bereits statt, wenn die Kleinen die Vorschule beenden und in die Grundschule entlassen werden. Die Kleinen bekommen alle einen Umhang und einen Doktorhut und alle anderen Schulklassen feiern die „Abgänger“ mit Aufführungen, Gedichten, Tänzen und Liedern. Diese Veranstaltung wird von den Lehrerinnen und Lehrern organisiert und diese hatten auch die Vorführungen mit ihren Klassen eingeübt. Am Tag des Festes kommen alle Eltern festlich gekleidet auf das Schulgelände, das für diesen Tag mit geschmückten Zelten (zum Sonnenschutz!) und Stühlen für alle Gäste ausgestattet ist, denn die Veranstaltung dauerte in diesem Jahr insgesamt 8 Stunden! Wir als Vertreter unserer NGO wurden wie Ehrengäste behandelt und durften der Veranstaltung in der ersten Reihe beiwohnen.
Es war wirklich ein Erlebnis zu sehen, mit welcher Ernsthaftigkeit und mit welchem Einsatz die Kinder (und die Lehrkräfte) ihre Vorführungen darbrachten, Lieder sangen, Gedichte in englischer und französischer Sprache aufsagten, Schulsituationen nachspielten und auch sportliche oder komödiantische Einlagen brachten. Der „Abschlussjahrgang“ wurde geehrt, besonders erfolgreiche Schülerinnen und Schüler ausgezeichnet und als Höhepunkt die „Graduation-Torte“ angeschnitten und an alle Schülerinnen und Schüler und deren Eltern verteilt. Ebenso wurden die Lehrerinnen und Lehrer geehrt – für ihr Engagement, ihre Leistungen und ihren Einsatz, sogar auf einen Teil ihres Urlaubs für diese Veranstaltung zu verzichten. Das deutsche Schulsystem möchte ich hier grundsätzlich nicht als Vergleich heranziehen.😉
Nach diesem außerordentlich großartigen Tag kamen wir von den Eindrücken erschlagen erst im Dunklen wieder in Kigali an. Nach einem kurzen Abendessen OHNE BÜROARBEIT fielen wir ziemlich K.O. in die Betten.
Am nächsten Tag fanden die ärztlichen Einschulungsuntersuchungen der neuen kleinen Vorschulkinder der Happy Kids School-Baby Class statt. Die ca. 4-jährigen Mädchen und Jungen wurden einem Arzt und einem Zahnarzt vorgestellt. In der Untersuchung wird der allgemeine Gesundheitszustand und der Entwicklungsstand des Kindes festgestellt. Die Ärzte geben ggf. Hinweise an die Eltern, wie sie z.B. die Ernährung des Kindes verbessern können oder ob ihr Kind wegen Auffälligkeiten einem anderen Arzt vorgestellt werden sollte. In Ruanda sind die Menschen gegen einen (für uns) kleinen Versicherungsbetrag krankenversichert. Die medizinische Versorgung ist allerdings mit den uns bekannten Standards kaum vergleichbar.
Nach dem Abschluss der Untersuchungen wurden weitere 40 Haushaltspakete aus Spenden an Familien verteilt, die im Vorfeld als bedürftig ausgewählt worden und zu unserer Schule gekommen waren, um die Pakete entgegenzunehmen. Die Produkte waren bereits bestellt und geliefert worden, wir stellten hier wieder die Pakete zusammen und übergaben sie den Familien. Ebenso wurden weitere Geschenke und Briefe von Paten an ihre Patenkinder übergeben und den Kindern von Egide übersetzt und vorgelesen.
Dazwischen gab es immer wieder die Möglichkeit, mit den anwesenden Patenkindern zu sprechen und zu spielen. Ein Ball, der als Patengeschenk übergeben wurde, wurde gleich für ein kleines Fußballspiel auf dem Hof genutzt, Fanblock inklusive.
Nachmittags wurden weitere Patenkinder besucht. Hier konnten die mitreisenden Paten Ina und Uli ihr Patenkind zu Hause besuchen. Kennengelernt hatten sie das Kind bereits in den Tagen zuvor in der Schule. Jetzt konnten aber noch Spenden und Geschenke übergeben werden. Wir wurden alle sehr freundlich von der Familie empfangen und das Treffen mit ihrem Patenkind und der Familie hat besonders Ina und Uli emotional sehr berührt.
Danach war noch Zeit für die Inspektion von zwei Solaranlagen und es wurde der Baufortschritt der Sanierung eines Hauses festgestellt, das von einem Spender finanziert worden war. Auch hier wurden wir wie überall auf dem Land direkt von Kindern umringt.
Abends gab es nochmal ein „besonderes“ Erlebnis. Im Chinese Supermarket kauften wir für die Schulausstattung der Schülerinnen und Schüler der neuen Baby Class noch 25 Plastikboxen und weitere Ausstattung für den Klassenraum. Dieser quirlige Markt war für uns noch einmal sehr kurzweilig.
Nun sollten noch einmal zwei Tage der Erholung und der Erkundung des Landes dienen. Die Fahrt ging in den Westen, dorthin, wo das „Land der 1000 Hügel“ seinem Namen alle Ehre macht. Der Kivu-See liegt in ca. 1500 Metern Höhe an der Grenze zum Kongo und ist ca. 5‑mal so groß wie der Bodensee. Landschaftlich sieht man an der Ostküste die malerische Hügellandschaft von Westruanda, Richtung Westen sieht man bis zum Horizont nur Wasser, die Küste des Kongo ist nicht zu erkennen.
Im sehr tiefen Wasser des Sees sind große Mengen Kohlenstoffdioxyd, Methan und Schwefelwasserstoff gelöst. Die Gase werden aus der Tiefe abgepumpt und über Pipelines an ein Kraftwerk am Ufer transportiert, wo aus den Gasen Strom produziert wird. Dieses Verfahren ist so erfolgreich umgesetzt worden, dass derzeit ein neues, wesentlich größeres Kraftwerk gebaut wird, mit dem die Stromversorgung in Ruanda und der Demokratischen Republik Kongo gesichert und verbessert werden soll.
Die Fahrt dorthin nutzten wir, um noch einige Patenkinder zu besuchen, die auf halber Strecke wohnen. Auch hier ließen wir uns die Zeugnisse zeigen und baten die Kinder, den Brief an die Patinnen und Paten auszufüllen. Dann ging die Fahrt weiter Richtung Westen, vorbei an den Karongi Wasserfällen. Der Abend am See in einer einfach, aber urig ausgestatteten Unterkunft war sehr erholsam, der Sonnenuntergang über dem See eine Show, da gleichzeitig die Fischer auf einbaumartigen Flößen unter Gesängen auf den See hinausfuhren.
Den nächsten Tag nutzten wir für eine Bootstour auf dem Kivu-See, wo wir auf vorgelagerten Inseln noch einige Affen beobachten und die schöne Küstenlandschaft bewundern konnten. Abends kehrten wir nach Kigali zurück und nahmen unser letztes Abendessen vor unserer Rückreise in einem Restaurant ein, das dem Convention Center angeschlossen ist. Hier hatten wir noch einmal einen schönen Blick auf die farbig leuchtende Kuppel und das städtische Umfeld.
Nun hatten wir schon den letzten Tag unseres Aufenthaltes erreicht. Noch einmal ging es zur Happy Kids School. Die Einschulung der Kinder der ersten Vorschulklasse stand an. Alle Kinder waren mit mindestens einem Elternteil gekommen, und alle waren besonders gut gekleidet, um diesem besonderen Tag für die Kinder einen schönen Rahmen zu geben.
Jedes Kind bemalte ein Blatt mit seinem Handabdruck für seine neuen Paten. Danach wurde jedes Kind von einer örtlichen Schneiderin in der Größe vermessen. Die Schneiderin stellt für die Kinder die Schuluniformen her, die zum Schulstart an die Kinder verteilt werden. Danach wurden an alle Kinder die Materialien wie Malstifte und Hefte ausgeteilt. Außerdem erhielt jedes Kind aus einer Spende ein Paar Sandalen, ein T-Shirt und einen Rucksack. Es war rührend zu sehen, wie stolz die kleinen Kinder auf ihre neuen Ausstattungsgegenstände waren. Das waren genau die gespendeten Artikel in dem vermissten Koffer, den Sonja am Tag unserer Ankunft am Flughafen doch noch gefunden hatte. So schließt sich der Kreis…
Am Abend checkten wir für unseren Nachtflug nach Brüssel ein, nachdem wir uns für die tolle Betreuung durch Egide, Sonja und unseren Fahrer Roger bedankt hatten. Der Flug mit einem Zwischenstopp in Entebbe verlief reibungslos. Nur bei unserer Ankunft am nächsten Mittag in Hamburg fehlte uns ein Koffer. Der war wohl in Hamburg vom Band gefallen und wurde drei Tage später nachgeliefert. 😅
Wir bedanken uns für die einmaligen Erlebnisse und Eindrücke, die uns bei dieser außergewöhnlichen Reise durch Sonja und Egide ermöglicht wurden, und nehmen viele Eindrücke und ganz viel Energie und Motivation für unsere Arbeit in unserer NGO mit zurück nach Düsseldorf!
Uta und Thomas