Projektarbeit in Ruanda im Winter (2019/2020)

Liebe Paten,

ein sehr aufregendes und erfolgreiches Jahr 2019 liegt hinter uns und in den Weihnachtsferien nutzten wir die freien Tage, um wieder nach Ruanda zu fliegen. Zahlreiche spannende Dinge standen für uns auf dem Programm, gerade jetzt, wo die lang erträumte Schuleröffnung unserer „Happy Kids School“ gefeiert werden konnte.

Sonntag, 22.12.2019

Zu Beginn unseres Aufenthalts in Ruanda stand auch in diesem Jahr an Tag 1 zunächst einmal einiges Organisatorisches auf dem Programm, um unsere Arbeit in den kommenden zwei Wochen so effektiv wie möglich gestalten zu können. Es blieb uns dennoch auch etwas Zeit, um nach Nyamata zu fahren und Lidia und ihre Familie zu besuchen, bevor es für uns zurück ins Büro und an den Schreibtisch ging.

Montag, 23.12.2019

Auf diesen Tag haben wir uns schon lange gefreut: Heute ging es für uns nach Nyamvumvu, um uns unsere „Happy Kids School“ anzuschauen. Es war ein ganz besonderer Moment, als wir unsere „fertige“ Schule zum ersten Mal sahen und begehen konnten. Wir waren sofort begeistert, auch wenn klar war, dass bis zur Eröffnung noch ein ganzes Stück Arbeit auf uns warten würde. Außerdem war die Freude groß, unsere 25 Kinder der ersten Vorschulklasse mit ihren Familien wiederzusehen, die wir eingeladen hatten, um ihre Maße für die Schuluniformen zu nehmen. Schließlich sollten sie voll ausgestattet am 06. Januar ihren ersten Schultag verleben dürfen. Ganz geduldig warteten alle in einem unserer Klassenräume und wir nutzten die Zeit, um zu spielen, zu toben und auch um mit den Kindern die Dankeskarten für ihre Paten zu gestalten. Danach ging es für uns noch weiter in einen anderen Teil des Sektors Rutunga, wo wir unsere Patenkinder Furaha, Monique, Kubwimana und Jyajya noch wiedertrafen.

Dienstag, 24.12.2019

In Ruanda wird am 24.12. noch kein Weihnachten gefeiert. Wir nutzten den Tag, um uns mit unseren älteren Patenkindern aus dem Projekt, den Studentinnen und Studenten zu treffen. Viele von ihnen kommen zu Weihnachten nach Kigali, um mit ihren Familien oder Freunden zu feiern. Die Freude über das Wiedersehen war groß und wir unterhielten uns über das Studium, die Familien und die weiteren Pläne für die Zukunft. Es ist schön zu beobachten, wie sich die jungen Erwachsenen entwickeln und vor allem auch ihre Englischkenntnisse von Jahr zu Jahr besser werden.

Mittwoch, 25.12.2019

Nachdem wir noch etwas Büroarbeit erledigen mussten, ging es für uns gegen Mittag nach Muhanga, um unsere 4 Patenkinder dort zu Hause zu besuchen. Die Fahrt dorthin ist bereits ein Highlight, da man sich an der Schönheit der Landschaften, den Hügeln und dem ganzen Grün gar nicht satt sehen kann. In Muhanga besuchten wir zunächst Pacifique und Emmanuel zu Hause, bevor wir über sehr unbefestigte Wege zu Carine und Clementine weiterfuhren, wo wir schon freudig erwartet wurden. Gerade als wir mit den beiden Mädchen dabei waren die Dankeskarten für ihre Patin zu schreiben, fing es plötzlich so heftig an zu regnen, dass wir so schnell wie möglich zum Auto zurück mussten, da sich die Wege sonst in Bäche verwandeln würden. Solch heftige Regenfälle sind in der Trockenzeit eher unüblich und wir waren froh, als wir wieder sicher in Kigali ankamen. Doch auch dort standen viele Straßen unter Wasser.

Donnerstag, 26.12.2019

Am Donnerstag nutzten wir den Vormittag erneut für die organisatorische Arbeit. Wir setzten die ersten Verträge für die Schule auf, kümmerten uns um die Buchhaltung usw.. Ab Mittag trafen wir uns dann mit weiteren Studenten und plauderten mit ihnen. Außedem stand für uns heute noch etwas ganz Besonderes auf dem Programm: das erste Bewerbungsgespräch mit einer möglichen Klassenlehrerin für unsere erste Vorschulklasse. Wir hatten uns hierfür mit einigen Fragen vorbereitet. Das Gespräch verlief sehr gut und wir hatten ein gutes Gefühl bei unserer Bewerberin Faith, die wir schließlich auch einstellten.

Freitag, 27.12.2019

Auch heute trafen wir uns noch einmal mit einigen unserer Studenten. Für einige von ihnen beginnt nun das letzte Jahr an der Universität, einige haben sogar bereits ihren Abschluss geschafft und wir konnten ihnen voller Stolz gratulieren. Was für eine großartige Leistung! Für Eric Safari gab es für sein Studium noch ein ganz besonderes Weihnachtsgeschenk: Seine Paten schenkten ihm das Geld für einen neuen Laptop. Eric machte regelrechte Freudensprünge und konnte sein Glück kaum fassen. Eine tolle Überraschung!

 

Samstag, 28.12.2019

Heute ging es für uns in den Jali-Sektor. Wir besuchten Venant, Florence und Bonheur jeweils zu Hause und lernten auch ihre Familien kennen. Wir sind immer wieder erstaunt, wie die Familien auf so engem Raum mit so wenigen Habseligkeiten den Alltag bewältigen. Auch immer wieder spannend sind die Wege zu den einzelnen Familien. Oft sind die Häuser sehr verstreut und manchmal hinter Bananenstauden und Büschen kaum zu erkennen. Befestigte Straßen gibt es nach dem Verlassen der Hauptstraße nicht mehr und so ist jede Tour ein rumpelndes und abenteuerliches Ereignis.

Sonntag, 29.12.2019

Am Sonntag stand für uns ein Besuch unserer Patenkinder in Rusheshe auf dem Programm. Wir freuten uns sehr alle wiederzusehen und konnten einige Weihnachtsgeschenke verteilen, Patenbriefe vorlesen und Dankeskarten für die Paten gestalten. Außerdem konnten wir auch 4 Ziegen an 4 Familien verschenken. Dabei wurde natürlich wieder ganz fair ausgelost, wer welche Ziege erhalten würde.

Montag, 30.12.2019

Erneut hatten wir heute die Möglichkeit einige unserer Studenten zu treffen. Bei einem gemeinsamen Frühstück erfuhren wir einige Sachen aus ihrem Alltag und sie berichteten von der Uni und ihren Noten. Anschließend stand der alljährliche Großeinkauf der Schulmaterialien für die „Rise to Shine“-Schule, die „Glory school“ und die „l´école inclusive“ auf dem Programm. Genauer heißt dies: unterschiedliche Schulmaterialien für über 30 Kinder an unterschiedlichen Schulen und in unterschiedlichen Klassen. Die Papeterié, in der wir jedes Jahr all die Schulmaterialien einkaufen, kennt uns mittlerweile schon sehr gut und weiß, dass es mit uns immer etwas länger als sonst üblich dauert. Mit unseren ausgetüftelten Listen machten wir uns ans Werk und hatten nach über 2 Stunden alles sicher im Kofferraum verstaut. Anschließend machten wir uns auf den Weg zum Markt nach Gisozi. Die Familie von Claudine erhielt von Claudines Paten ein großartiges Weihnachtsgeschenk: Zum einen durfte sich die ganze Familie auf dem Markt Kleidung im Wert von 100€ (= 100 000 RWF) aussuchen und erhielt zum anderen noch 100€ für Spielsachen sowie weitere 100€ für Claudines Mama als Startkapital für die Realisierung einer eigenen Geschäftsidee. Was für ein großzügiges Geschenk, die Familie konnte ihr Glück kaum fassen. Auch die Mama von Soleine und Soleil trafen wir auf dem Markt, sie erhielt ebenfalls Geld von den Paten ihrer Töchter. Davon kaufte sie den Mädchen zunächst jeweils eine Sweatjacke und organisierte sich für den Rest des Geldes eine professionelle Haartrockenmaschine, die sie für ihre Arbeit als Friseurin noch dringend benötigte.

Dienstag, 31.12.2019

Heute besuchten wir unsere Patenkinder in Nyamirambo, einem Teil von Kigali. Die Wiedersehensfreude war auch hier riesig und wir nutzten die gemeinsame Zeit, um uns Fotos aus dem letzten Jahr anzusehen, Dankesbriefe an die Paten zu schreiben, die Geschenke zu verteilen und die Briefe der Paten an die Kinder vorzulesen. Außerdem erhielt jedes Kind seinen Stapel mit den benötigten Schulmaterialien, damit sie für den Schulstart gut ausgerüstet sind. Nach einem letzten Gruppenfoto verabschiedeten wir uns wieder und machten uns auf den Weg zu einem Schulbuchverlag, bei dem wir alle vorhanden Bücher und Materialien für unsere erste Vorschulklasse einkaufen wollten. Leichter gesagt als getan: viele Exemplare waren zunächst nicht vorrätig, sodass wir unsere Bestellung aufgaben und die Sachen später abholen würden. Dann hieß es für uns erneut: Schulsachen einkaufen. Zurück bei der Papeterie unseres Vertrauens kauften wir dieses Mal alle Schulmaterialien für unsere 25 Kinder der Happy Kids School Babyclass ein. Doch das sollte erst der Anfang eines unglaublichen Shopping-Marathons werden. Schließlich stand in Nyamvumvu bisher nur das Schulgebäude – jetzt mussten wir dieses also einrichten. Natürlich waren wir mit Einkaufslisten und Übersichten vorbereitet, dennoch war es bei der Menge an Dingen ein ganz schön anstrengendes Unterfangen. Nach fast 3 Stunden standen wir aber schließlich mit 10 (!) Einkaufswagen, einem Kühlschrank und einem Wasserspender an der Kasse des riesigen Supermarktes. Der Kassiervorgang dauerte fast 1,5 Stunden und natürlich hatten wir keine Chance all diese Sachen allein zu transportieren. In kürzester Zeit organisierte uns unser Projektpartner Egide also einen Fahrer mit Transporter und weitere viele helfende Hände, die uns dabei unterstützten, alles in unser Zwischenlager, das Hotelzimmer, zu verstauen.

Mittwoch, 01.01.2020

Am Neujahrstag waren wir bereits ab 9.00 Uhr wieder unterwegs. Wir besorgten noch einiges für unsere Schule, wie beispielsweise eine Kochplatte für die Küche und einen Trinkwasserkanister. Dann hatten wir unseren Termin beim Schreiner, um unsere Schulmöbel anzusehen und abzuholen. Dort angekommen fielen wir leider aus allen Wolken: unser Auftrag war noch nicht fertiggestellt und wir bekamen nur unfertige Stühlchen zu Gesicht, von all den anderen Möbeln keine Spur. Der Schreiner versicherte uns hoch und heilig, dass wir morgen die Möbel bekämen und so mussten wir mal wieder umdisponieren. Wir entschieden uns dafür, auf dem Markt 4 Matratzen für die Schule und zwei der Kinder aus Nyamvumvu zu kaufen, erneut einen Transporter zu mieten und zumindest schon einmal unsere Einkäufe für die Ausstattung der Schule sowie die Matratzen nach Nyamvumvu zu bringen. Das Aufladen all der Sachen auf den Pick-Up war ein Spektakel für sich. In

Nyamvumvu angekommen, hatten wir Zeit die ersten Spielsachen gemeinsam mit ein paar unserer Patenkinder auszuprobieren. Ein echtes Highlight dabei waren die Hüpftierchen, die wir gekauft hatten. Außerdem konnten wir so noch ein paar Weihnachtsgeschenke verteilen und Briefe der Paten vorlesen sowie zwei weitere Bewerbungsgespräche führen und auch mit den Müttern sprechen, die zukünftig für uns das Frühstück in der Schule vorbereiten und die Reinigung der Schule übernehmen werden. Dass es an der Schule noch kein fließendes Wasser und keinen Strom gab, machte uns ziemlich nervös, schließlich wollten wir schon in 2 Tagen unsere Eröffnung feiern.

Donnerstag, 02.01.2020

Am Tag vor der großen Eröffnungsfeier mussten wir noch einmal einen ordentlichen Endspurt hinlegen. Letzte Dinge für die Feier galt es zu organisieren, dringende Büroangelegenheiten abzuarbeiten, weitere Einkäufe zu tätigen und schließlich wollten wir ja auch noch unsere Schulmöbel abholen und die Schule einrichten. Letzteres konnten wir jedoch erst, als es bereits dämmerte. Glücklich, dass alle Möbel fertiggestellt wurden, machten wir uns gegen 21.00 Uhr auf den Weg nach Nyamvumvu. Vor uns der schaukelnde LKW mit unseren Schulmöbeln und ansonsten nur Dunkelheit und huckelige Pisten. An der Schule angekommen, wurden alle Möbel entladen und wir machten uns an die Arbeit: bis 2 Uhr nachts rückten wir Stühle, Regale und Tische, packten Kisten mit Schulmaterialien, räumten die Regale ein mit Spielen und Büchern und dekorierten den Klassenraum mit all dem, was wir bereits mitgebracht oder eingekauft hatten. Mit dem Ergebnis waren wir sehr zufrieden und machten uns dann erschöpft, aber glücklich auf den Rückweg nach Kigali.

 

Freitag, 03.01.2020

Heute war es nun endlich soweit: Die feierliche Eröffnung unserer Happy Kids School stand auf dem Programm. Nach einem gemeinsamen Frühstück mit unserer auserkorenen Klassenlehrerin Faith, machten wir uns zunächst auf den Weg zur Deutschen Botschaft, um die Vertreterin Frau Groth abzuholen, die unserer Einladung zur Feier gemeinsam mit ihrer Praktikantin gern gefolgt ist. In Kolonne fuhren wir mit zwei Wagen zur Schule und konnten vor Ort ganz stolz alles zeigen. Ganz neugierig haben die Kinder bereits von außen ihren Klassenraum beobachtet. Pünktlich zur Eröffnung hatten wir auch endlich Strom und fließendes Wasser. Auch der Sektor-Leader von Rutunga folgte der Einladung zu unserer Feier. Als alle Kinder mit ihren Eltern und Geschwistern anwesend waren, wurde zunächst das offizielle Happy Kids School-Logo enthüllt, was jetzt das Schulgebäude ziert. Nach einigen kurzen Reden in unserem Klassenzimmer wurde das erste Foto unserer Babyclass gemacht, bevor jedes Kind einzeln seine Box mit Schulmaterialien ausgehändigt bekam. Anschließend wurde ordentlich gefeiert. Die Eltern der Kinder haben eigens für uns ein Lied gedichtet, gesungen und für uns getanzt. Auch die Kinder tanzten mit und die Stimmung war großartig! So viele unvergessliche Momente! Als das Essen geliefert wurde, versammelten sich alle Familien ganz schnell am Buffett für eine Stärkung und auch die Nachbarskinder und andere Dorfbewohner waren eingeladen, sich zu bedienen. Als wir uns alle noch einmal vor den Klassenräumen für ein Foto versammelten, wurden wir von den Eltern mit vielen Geschenken überrascht: Von Maniok, über Eier, Bananen, weiteren Früchten, Honig und den traditionellen Aufbewahrungskörben war alles dabei und wir waren wirklich gerührt. Insgesamt war die Atmosphäre unwahrscheinlich herzlich und ausgelassen. Nachdem der offizielle Teil der Feier beendet war, konnten wir weitere Weihnachtsgeschenke der Paten verteilen: für 13 Familien gab es jeweils noch eine Ziege. Was für ein unvergesslicher Tag!

Samstag, 04.01.2020

An unserem vorletzten Tag ging es für uns noch einmal nach Rutunga, dieses Mal aber nach Ndatemwa, wo wir über 20 unserer Patenkinder und ihre Familien wiedertrafen. Wir verteilten erneut Weihnachtsgeschenke der Paten, darunter auch 11 Ziegen, lasen persönliche Briefe vor und hatten einen wundervollen Nachmittag mit den Kindern und ihren Familien. Anschließend besuchten wir noch Soleine und Soleil und ihre Geschwister zu Hause in Kagugu.

Sonntag 05.01.2020

Am Sonntag haben wir den letzten Tag voll ausgenutzt und waren ab 8.00 Uhr wieder unterwegs. Doch machten uns zunächst zahlreiche Straßensperrungen in der ganzen Stadt einen Strich durch unsere Rechnung. Warum alles abgesperrt war? Sonntags ist in Kigali Sporttag, und damit sich jeder ungestört sportlich ertüchtigen kann, werden eben (fast) alle Hauptstraßen gesperrt. Wenn wir aber eins in den letzten zwei Wochen meisterlich bewältigt haben, dann spontanes Umplanen. Also kauften wir zunächst alle Zutaten für das Frühstück unserer Kinder in der Happy Kids School ein, bevor wir weitere Patenkinder besuchten. Am Nachmittag fuhren wir noch einmal nach Rusheshe, um die Schulmaterialien für unsere Patenkinder dort abzugeben.

Wieder einmal vergingen die 16 Tage in Ruanda wie im Flug. Sehr anstrengende, aber auch wahnsinnig erfüllende Tage liegen hinter uns und wir sind sehr stolz darauf, was wir bereits alles erreicht haben. Ein großes Dankeschön gilt Ihnen, allen Paten und Sponsoren, die diese Arbeit vor Ort durch Ihre großartige Unterstützung überhaupt erst möglich machen. Wir wünschen Ihnen für das Jahr 2020 alles Gute und viel Gesundheit!